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„Urgestein“ Hans Schmid verabschiedet sich in den Ruhestand

Im Moment kann es sich noch niemand so recht vorstellen, dass der Betrieb an der Skisprungschanze in Oberstdorf künftig ohne Hans Schmid laufen soll.

Und doch ist es wahr, seit dem 1. Juli ist das „Urgestein“ des Skiclubs, der langjährige Team-Kollege bei der Skiclub Oberstdorf - Veranstaltungs GmbH und einer, der den deutschen Skisprung als Aktiver und später als Funktionär verkörperte, nun offiziell im Ruhestand. Auch im Ehrenamt erwarb sich Schmid große Verdienste. Für den Vorsitzenden des Skiclubs Oberstdorf, Georg Geiger war die Jahresversammlung der feierliche Rahmen, den 65-Jährigen zum neuen Ehrenmitglied zu ernennen.

Angefangen hatte alles während der Skiflug-Weltmeisterschaften 1973 bei den harten Jungs vom Tretkommando. Bei den Freiwilligen, die im Schanzenauslauf einen echten Knochenjob machen, war Hans Schmid willkommen. Für den damals 16-jähigen Skispringer war es eine Selbstverständlichkeit, bei diesem besonderen Großereignis im Heimatort zu helfen. 45 Jahre ist dieser erste ehrenamtliche Einsatz her, unzählig viele andere auf Vereinsebene, bei der Arbeitsgemeinschaft Oberstdorfer Skivereine (AOS), im ASV, BSV und deutschlandweit folgten. Für seine Verdienste um den Nordischen Skisport wurde Schmid unter anderem vom Deutschen Skiverband mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet.

Schmid hat eine Riesenliste an Ehrenämtern abgearbeitet: Er war Jahrzehnte Ressortleiter Sport bei Großveranstaltungen, FIS-Delegierter der Internationalen Skiflugvereinigung KOP und Rennleiter bei Tournee und Skiflug-WM. Zwölf Jahre als Generalssekretär der Vierschanzentournee zählen ebenso zu seinem Engagement wie der Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Oberstdorfer Skivereine. Heute ist der 65-Jährige noch zuständig im DSV als Wettkampfbeauftragter für den Nachwuchs, kümmert sich dort um Wettbewerbsformate, um Festlegungen der Streckenlängen und Schanzengrößen.

Vor dem Ehrenamt stand jedoch zunächst die eigene aktive Laufbahn. Hans wechselte mit elf Jahren vom Alpin-Skifahren ins Springerlager, war von 1975 bis 1979 mit den Kollegen Alfred Grosche, Peter Leitner, Sepp Schwinghammer und Rudi Tusch im Nationalteam. Für die Teilnahme an Olympischen Spielen hat es leider nicht gereicht, wobei die Nichtnominierung für Innsbruck 1976 für ihn besonders enttäuschend war. Vier Jahre später verfolgte Hans Schmid die Spiele in Lake Placid verletzt vor dem heimischen Fernseher.

Danach war Schluss mit der Sportkarriere. Die Familiengründung stand an und großes Geld war mit dem Skispringen damals noch nicht zu verdienen. Hans Schmid arbeitete wieder in seinem Beruf als Spengler und später bei der Hörnerbahn und der Allgäuer Latschenkiefer Brennerei. „Ein paar Jahre Abstand waren ganz gesund“, erzählt er. Erst nach 1987 sei er wieder so richtig eingestiegen. Die Nordische Ski-WM im gleichen Jahr erlebte er noch als Beobachter. Ganz anders dann 2005. Damals war Schmid bereits Geschäftsleiter des Skiclubs Oberstdorf und nach der Gründung der Skisport- und Veranstaltungs GmbH 2006 deren stellvertretender Geschäftsführer. „Das so oft zitierte Wintermärchen 2005 habe ich hautnah miterlebt, die schmerzlichen Niederlagen bei den drei vergeblichen Bewerbungen zuvor ebenso wie den Jubel in Melbourne über die Zusage“, erinnert er sich. Noch heute blickt er zufrieden auf das, was damals im Vorfeld der WM alles entstanden ist. Dabei gewesen zu sein und Dinge geschafft zu haben, von denen der Ort und der Sport heute noch profitieren, das erfüllt ihn mit Stolz. „Auch wenn das damals zwei Jahre lang bedeutet hat, nur noch zum Schlafen daheim zu sein“, meint er schmunzelnd.

So vieles habe sich in seiner geliebten Sportart seit der eigenen Sprungkarriere geändert, erinnert sich Schmid. Für Schnellkochtöpfe als Prämie müssten heute Skispringer -und springerinnen glücklicherweise nicht mehr antreten. Auch dank der Medienpräsenz und zwei Legendären deutschen „Vorsrpingern“. Durch den Einstieg von RTL, der Hype um die deutschen Springer wie Schmitt und Hannawald, das alles hatte Anfang der 2000er begonnen, so Schmid. „Die Dimensionen verschieben sich so schnell“, sagt er. Allein, wenn man bedenkt, was sich innerhalb von drei bis vier Jahren alles bei der Weiterentwicklung der Vierschanzentournee tut“, blickt Schmid unter anderem gespannt sein auf die Frauen, die sich inzwischen erfolgreich das Skifliegen erkämpft haben und sich unbeirrt weiter dafür empfehlen, genau wie die Männer eine Tournee austragen zu dürfen. Der Anfang ist gemacht: Um die Jahreswende wird an den deutschen Tourneeorten Oberstdorf und Garmisch die „Two Nights Tour“ ausgetragen. „Das ist zumindest ein Anfang“ freut er sich.

Nach drei Nordischen Skiweltmeisterschaften in Oberstdorf, zahlreichen Auftaktspringen bei der Vierschanzentournee und ungezählten Einsätzen bei Nachwuchswettbewerben aller Art ist Schmid nun Rentner. Langeweile wird es nicht geben: Er hat das Standup-Paddeln auf dem Alpsee für sich entdeckt, er freut sich nun auf gemütliche Touren mit seiner Harley Davidson und vor allem auf mehr Zeit für Ehefrau Andrea, die Kinder und Enkel. „Das Familienleben ist leider in all den Jahren oft sehr kurz gekommen“, weiß er.

Ein bisschen als Familie betrachtet Hans Schmid aber auch das Team bei der SVG sowie die vielen Freunde und Bekannten im Nordischen Skisport. Auf seine Kenntnisse und die vielen Kontakte zu Funktionären und Sportlern in aller Welt zu verzichten, dürfte schwierig sein. Und so ganz hat der Hans auch noch nicht „Servus“ gesagt. Als Mini-Jobber macht er weiter an der Schanze und wenn gewünscht, wird er weiter mit Rat und Tat helfen. Neuerdings ist der Job aber nicht mehr ein „Muss“, sondern ein „Plus“.

Text: Elke Wiartalla

Hans Schmid an der Schanze


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